Ein echter Kulturschock war es nach Ankunft hier in Deutschland. Zu viele deutsche „Eigenarten“ habe ich in meinem Jahr in Schweden verdrängt, eine andere Lebensweise kennen und lieben gelernt. Vieles in Deutschland ist mir auch gar nicht so aufgefallen, da es immer so war. Mit etwas Abstand aber sind so manche Verhaltensweisen hier in Deutschland echt komisch.
Ein Beispiel: der Supermarkt
Bei meinem ersten Supermarktbesuch wurde mir schmerzlich bewusst, dass ich wieder in Deutschland bin. Auch 3 Wochen später habe ich mich immer noch nicht daran gewöhnt. So langsam bin ich aber in der Lage, darüber offen reden zu können. In Schweden würde man das nie machen. Dazu ist man viel zu höflich. Aber ich entwickle mich langsam wieder zurück 😉
An der Kasse, besser am Kassenband – da gibt es diese Trennbalken, die mit der Werbung drauf, die man hinter seinen Einkauf legt damit die Kassierer/-in wissen, was zu wem gehört. Wenn man nicht innerhalb von Sekunden, nachdem das letzte Teil das Band berührt, diesen Balken „auflegt“, bekommt der Hintermann Stresspusteln. Ich wurde gleich von einem Rentner aufgefordert. das ganz schnell zu machen. Man habe ja nicht ewig Zeit. WAAAAS BITTE GEHT DA AB? Habe einfach gelächelt und mit eine paar schwedischen Wörtern kommentiert. Das führte zu noch mehr Stresspusteln, einem Kopfschütteln und etwas Gemurmel und der Opa warf den verfi**ten Balken selber aufs Band. Super Aktion. Die Kassiererin grinste mich nur an, sie kennt mich, aber kein weiterer Kommentar.
Auf dem Parkplatz geht es gleich weiter. Man muss echt aufpassen, das ist hier ein echtes Rennen und ein Kampf um die vermeintlich besten Plätze. Da wird keine Rücksicht genommen, einfach draufgehalten und wer nicht schnell genug zur Seite springt, hat Pech gehabt. Das habe ich in Schweden anders kennen gelernt. Gefühlt das reinste Chaos mit viel Stress.
Es fällt mir auch auf, dass das Leben in Deutschland viel günstiger ist. Einen Einkauf für 30 Euro gibt es in Schweden nur selten. Auch fühlt es sich komisch an, wenn man hier kleiner Beträge mit einer Karte bezahlen will. Da werden schon mal die Augen verdreht. Anders in Schweden. Da wird man komisch angeschaut, wenn man Bar bezahlen will. Teilweise geht das gar nicht. Selbst in kleinen Cafes nimmt man gar kein Bargeld an. Als ich vor einem Jahr nach Schweden ging, habe ich von meinen Eltern etwas Handgeld in Kronen mitbekommen, 4000 Kronen fürs Erste. Das sind ungefähr 400 Euro. Von diesen Kronen habe ich nach einem Jahr noch wieder was mit zurück gebracht. Es war nicht möglich das auszugeben. Verrückte Welt.
Verlassen wir den Supermarkt und gehen einmal in die große Stadt.
Hier ist alles ordentlich, also mit Ampeln und Zebrastreifen. Man stellt sich hin und wartet bis die Autos anhalten und geht dann. Anders in Schweden. Auch da gibt es Zebrastreifen und Ampeln. Aber sobald man an einer Strasse stehen bleibt und Anzeichen macht, diese überqueren zu wollen, bremsen die Autofahrer freundlich und halten an. Egal ob da ein Zebrastreifen oder eine Ampel ist. Man kann fast überall einfach über die Strasse gehen, ohne das etwas passiert, geschweige denn, dass man dabei böse angeschaut wird, gehupt wird oder den freundlichen Autofahrergruß gezeigt bekommt. Mir ist auch aufgefallen, dass man, wenn man in der deutschen Stadt für einen Touristen gehalten wird, immer wieder auf die „Verhaltensregeln“ in diesem Land hingewiesen wird. (Habe es mit einem befreudeten Austauschschüler aus Neuseeland getestet). „Ihr dürft nicht einfach über die Strasse gehen“ oder „nehmt den Bürgersteig und nicht den Radweg“ oder „Auf der Rolltreppe darf man links nicht stehen“ und so weiter. Das ist echt komisch.
Die deutsche Sprache tat gerade an den ersten Tagen tierisch im Hals weh. Das war echt nicht normal und niemand konnte es nachvollziehen. Aber ich erschreckte mich immer wieder, wenn ich Deutsch im Hintergrund hörte. Ich muss jedesmal daran denke, wie es mir in Schweden ergangen ist. Ich fühlte mich von deutschen Touristen, die in Ystad auf der Suche nach Kurt Wallander waren, und deren Sprache verfolgt. Das war echt immer eine skurrile Situation. Meine Freunde in Schweden grinsten dann immer nur, da sie wussten, dass ich alles sehr gut verstehen konnte. Übrigens, in Ystad kennt kaum jemand diesen Kurt Wallander und seine Krimis.
Jetzt konzentriere ich mich erstmal wieder auf die wesentlichen Dinge einer Schülerin, die Ferien.
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