Eines Tages kam unsere Tochter zu uns und meinte sie wolle ein Jahr ins Ausland gehen. Kein Problem dachten wir. Wenn die Schule beendet ist, eine Ausbildung oder Studium abgeschlossen ist und sie ihr eigenes….

Möööp – Nein, so nicht, nächstes Jahr, ein Jahr in der Schule aussetzen und im Ausland ein Jahr zur Schule gehen.

AHJA. Sowas also.

Wo soll es denn hingehen, und warum überhaupt?

Was dann kam kennen sicher alle Eltern von Austauschkindern. Man hört die üblichen Aussagen die man nach etwas suchen, und man muss wirklich nicht lange suchen, bei den Austauschagenturen im Netz so findet. Selbstständig werden, andere Kulturen kennen lernen, sich selbst finden und was es noch so alles gibt. Da hat unser Kind alle kraftvollen Aussagen der Agenturen, nein – die nennen sich Organisationen so lernten wir, gut zusammengefasst. Die Frage nach dem wohin war auch schnell beantwortet – Amerika.

Aha – Amerika soll es sein.

Da haben wir ja nochmal Glück gehabt. Unser Kind sucht sich eine Destination im mittleren Preissegment aus. Etwas unüblich aber auch gut.
Wie bei uns üblich haben wir das dann einmal etwas diskutiert um zu ermitteln ob alle Aspekte richtig bewertet wurden. Nach ein paar Wochenenden und vielen Gesprächen stellte sich heraus, dass es gar nicht so um das Land, vielmehr um die Erfahrung geht. Die Sprache, ein wichtiges Argument, ist dann auch nicht mehr so wichtig. Englisch kann unser Kind, Verwandtschaft und Freunde in Amerika besuchen können wir auch so oft wir wollen, oder mindestens fast so oft wir wollen. Klima, daran hatte sie nicht gedacht, wurde auch nochmal spannend. Amerika kann vieles, auch Klima. Von Nevada bis Alaska, da ist alles dabei. Die Auswahl Amerika kommt da einer Lotterie gleich, mindestens bei den Klimazonen. Und so kamen wir auch auf Skandinavien. Deutlich berechenbarer, auf keinen Fall zu heiß wie in der Wüste. Sprache ist eine Herausforderung, Schulsystem ist spannend, die Menschen offen, das erzählt man sich so, und es gibt eine Königsfamilie. Das mit der Königsfamilie ist jetzt nicht so wichtig, passte aber hier super. Also bleiben Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark. Dänemark kennen wir aus unseren Urlauben, Norwegen und Finnland nicht. Einen Bezug zu Schweden hat Nina über Freunde bereits, also Schweden.

Dann schauen wir uns mal Schweden an.

Was braucht es als nächstes? Ja klar eine Organisation.

Ganz klar der Job von Nina. Sie will ja selbstständig werden, dann bitte. Mach mal Kind. Wer ein Jahr ins Ausland will um – die Marketingaussagen der Agenturen ersparen wir der Leserin an dieser Stelle – muss das alleine erstmal hin bekommen und den Eltern eine Entscheidungsvorlage* vorbereiten.

Es kam wie es kommen musste, uns wurden viele Angebote von Organisationen, nicht Agenturen, vorgelegt. Excel Listen mit Leistungsgegenüberstellungen zeigen die Monetären Aspekte des Projektes, intern sprechen wir nur noch von „dem Projekt“, bunte Prospekte mit vielen Bildern und was noch so alles zu finden war. Es fing an, das mit dem Kinderkriegen**.

Was da so alles auf dem Markt unterwegs ist, ist echt gruselig für Eltern die lesen können. Da wollen sich welche in Kneipen mit meinem Kind treffen oder vorab Fragebögen, mit Fragen die selbst Partnertauschbörsen nicht stellen würden, beantwortet haben.

Kurz – läuft nicht, nicht so. Es geht immer noch um unser Kind, ok irgendwas zwischen Kind und fast Erwachsen, gefühlt aber immer noch unser Kind.***

Aber es gibt auch ein Paar Agenturen die auf den ersten Blick seriös wirken. Also reduzierte sich die Anzahl sehr schnell. Bei den verbliebenden Kandidaten gönnten wir uns dann mal einen Blick in die Verträge, oder sagen wir besser Vertragsentwürfe. Denn was da alles so geschrieben steht können die nicht ernst meinen. Kontaktverbote, Anordnungen, Pflichtversicherungen und was es sonst noch so alles gibt in dem Sumpf eines Schüleraustausches. Das lässt sich sicher alles verhandeln.

Nicht bei allen – OK, und wieder ein paar weniger.

Am Ende haben wir eine Agentur, Organisation, Firma – was auch immer – gefunden und konnten uns einigen. 10 Monate Schweden, All inclusive – oder auch nicht, vielleicht – Ziel und Zeitpunkt ungewiss, aber da sind sich alle Organisationen einig und lassen nicht mit sich reden.

Das nächste mal berichten wir von den nächsten Schritten. Versicherung, Bankgedöns und emotionalen Achterbahnen. Aber die anderen Eltern sollten das kennen. Hoffe, dass wir nicht alleine sind mit diesen Erfahrungen. Jetzt können wir aber bereits festhalten, so ein Projekt ist nicht nur eine Herausforderung für das Kind, nein die ganze Familie und das gesamte Umfeld der Familie lernt viel über Menschen die man ohne so ein Projekt nie kennengelernt hätte.

Eine Bitte hätten wir noch an die mitlesenden Eltern – bitte Kommentiert.
Wir haben in dem letzten Jahr versucht Kontakt zu anderen Eltern von Austauschschülern zu finden um uns auszutauschen, für uns ist das auch das erste mal. Das war nicht so einfach. Die Foren sind alle alt und schlecht gepflegt. Für die Medien unsere Kinder, WhatsApp Snapchat und Co. sind wir zu alt****.  Daher wurde bisher nichts daraus, mit dem Austausch. Also, wer Lust hat zu schreiben – bitte. Wer das nicht hier öffentlich machen möchte, kein Problem, gerne geben wir unser Mailadresse oder Telefonnummer weiter. Eine kurze Anfrage reicht.

Bis bald.

 

Anmerkungen im Beitrag:

* daran scheitern selbst viele Erwachsene, aber mal sehn wie selbstständig das Kind schon ist

** zum besseren Verständnis lies bitte den Beitrag „Was Austauschjahre und Schwangerschaften gemeinsam haben

*** das mit dem Kind gefällt unserer Tochter zwar nicht, aber wir dürfen das, oder wir machen das einfach so

**** wobei WhatsApp können wir schon, wenn auch nicht so wie unsere Kinder


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